Sebald übersetzen, eine Stilfrage

Autor/innen

  • Carmen Gómez García

Schlagworte:

Sebald, W. G.

Abstract

Eines der grundlegenden Probleme, vor denen jeder literarische Übersetzer steht, ist die Übernahme des Stils eines Autors. Die erste Frage, die sich daher dem Übersetzer Sebalds stellt, ist die nach dem Wesen seines Stils, worin seine Magie besteht, damit jeder aufmerksame Leser im Stande sei, ihn sofort wiederzuerkennen und sich, ohne analytische Absicht, bis in die hintersten Winkel des Textes führen lässt - umso mehr ein Übersetzer, der beste Leser eines Autors, nach Friedrich Schlegel der ideale Leser. Sebalds Stil ist vor allem musikalisch, hypnotisch und umstrickend, er lässt den Leser nicht innehalten, bevor er nicht zu dem Punkt gelangt ist, an dem Sebald beschlossen hat, eine Pause einzulegen. Manchmal führt seine Schreibweise bis zur Erschöpfung des Lesers, ohne dass dieser Widerstand entgegensetzen könnte. Es handelt sich um einen Stil, der durch eine verschachtelte Syntax entsteht, die enorme Satzperioden umfasst und geschickt Parataxe und Hypotaxe kombiniert, der sich durch komplexe Strukturen auszeichnet, die einen erfahrenen Leser voraussetzen und zugleich ein reiches, erlesenes, mitunter außer Gebrauch geratenes Vokabular verwenden.

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Veröffentlicht

2006-01-01

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Rubrik

Artikel